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Die Errichtung der Diözese Feldkirch

Am 8. Dezember 1968 wurde mit der Bulle 'Christi Caritas' das Generalvikariat Feldkirch von der Diözese Innsbruck abgetrennt und zur eigenen Diözese erhoben. Aus der Sicht Vorarlbergs führte damit eine 150 Jahre dauernde Entstehungsgeschichte zu einem erfolgreichen Ende.
Zu ersten Versuchen, das heutige Landesgebiet zu einem Bistum zusammenzufassen, kam es im Zuge der kirchlichen Reformbestrebungen Kaiser Josephs II. Seine Reformpolitik war dem Grundsatz des "territorium clausum" verpflichtet, was bedeutet, dass der Einfluss auswärtiger kirchlicher Machtträger auf österreichisches Gebiet unterbunden werden sollte. Dieses Ziel suchte man über Diözesanregulierungen – d.h. die Neuordnung von Bistümern – zu erreichen.

Seit der Gründung der Diözese Konstanz im 7. Jahrhundert war das heutige Vorarlberg auf drei Diözesen aufgeteilt: Der nördliche Teil einschließlich des Bregenzerwaldes gehörte zur Diözese Konstanz, der Süden ab Hohenems/Schwefel zur Diözese Chur und das Tannberggebiet sowie ein Teil des Kleinen Walsertals mit der Breitach als Grenzfluss unterstanden der Diözese Augsburg.
Diese Dreiteilung, bei der die zuständigen Bischöfe ihren Sitz außerhalb der österreichischen Erblande hatten, stand den Grundsätzen der von Joseph II. verfolgten Politik gänzlich entgegen. So wurde im Oktober 1783 die Errichtung eines Bistums für Vorarlberg mit dem Sitz in Bregenz angeordnet – ein Vorhaben, das schließlich am Widerstand der drei betroffenen Bischöfe scheiterte, welche die erforderlichen Abtretungserklärungen verweigerten.

Mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde auch die Regelung der Bistumsfrage wieder zu einem Problem. Noch bevor der Plan Kaiser Franz I., ein vorderösterreichisches Bistum zu errichten, verwirklicht werden konnte, fiel Vorarlberg in der Folge des Friedens von Preßburg an Bayern. Unter bayerischer Herrschaft wurde 1808 der Anteil der Diözese Chur in die provisorische Verwaltung des Bischofs von Brixen übertragen. Nachdem Vorarlberg wieder mit Österreich vereinigt worden war, konnte dieser Schritt – ebenso wie die Abtretung der Verwaltung des Augsburger Anteils an Brixen – 1816 dauerhaft vollzogen werden.

Um eine endgültige Regelung der Bistumseinteilung zu erreichen, kam es zwischen 1817 und 1818 zu intensiven Verhandlungen zwischen Kaiser und Kurie. Franz I. wollte eine Übereinstimmung der Diözesangrenzen mit den österreichischen Staatsgrenzen erreichen, im Gegensatz zum Apostolischen Stuhl jedoch in Vorarlberg aus finanziellen Gründen kein eigenes Bistum errichten. Stattdessen strebte er den Anschluss an die Diözese Brixen und – als kirchenrechtliche Besonderheit – die Einsetzung eines eigenen Generalvikars für das Gebiet Vorarlberg an. Die Lösung des Konflikts brachte die Bulle "Ex imposito" vom 2. Mai 1818, in der Papst Pius VII. im Hinblick auf eine künftig zu errichtende Diözese Feldkirch hundert Vorarlberger Pfarren endgültig von den Diözesen Chur, Konstanz und Augsburg abtrennte. Bis zur tatsächlichen Errichtung dieser Diözese wurden dem Brixener Bischof alle Rechte eines residierenden Bischofs übertragen, ohne jedoch das Vorarlberger Kirchengebiet in sein eigenes einzugliedern. Gleichzeitig wurde dem jeweiligen Brixener Bischof die Bestellung eines Generalvikars für Vorarlberg mit Sitz in Feldkirch aufgetragen. Obwohl ursprünglich nicht vorgesehen, hatten von Anfang an alle Feldkircher Generalvikare die Bischofswürde inne.
Trotz der Bestimmungen über die künftige Diözese – es blieb dem Kaiser überlassen, die zur Errichtung nötigen Schritte zu setzen – wurde in der Praxis im Wesentlichen nur am Generalvikariat für Vorarlberg festgehalten, das Land selbst jedoch schon bald als Teil der Diözese Brixen angesehen. Die so geschaffene Situation sollte hundert Jahre lang unverändert bleiben.
Als sich nach Ende des Ersten Weltkrieges abzeichnete, dass wegen der nunmehrigen Zugehörigkeit Brixens zu Italien an eine Wiederherstellung der Diözese in ihren alten Grenzen nicht zu denken war, wurde 1925 die "Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch" eingerichtet. Sie sollte, wie im österreichischen Konkordat von 1934 vorgesehen, zur Diözese erhoben werden, was aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der neuerlichen Anerkennung des Konkordats durch die Zweite Republik 1964 in die Tat umgesetzt wurde. Vorarlberg musste sich vorerst wieder mit einem eigenen Generalvikariat mit Sitz in Feldkirch begnügen. Im Land war jedoch besonders seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges der Wunsch nach einer eigenen Diözese wieder stärker geworden, was sich in einer Entschließung des Vorarlberger Landtags aus dem Jahr 1953 widerspiegelte, in der die Vorarlberger Landesregierung in Erinnerung an die Bulle "Ex imposito" um die Einleitung geeigneter Schritte für die Errichtung eines Vorarlberger Bistums ersucht wurde.

Es mussten noch einige Jahre vergehen und zahlreiche Schwierigkeiten überwunden werden, ehe am 7. Oktober 1968 endlich der notwendige Vertrag zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhl betreffend die Verwirklichung der Diözese Feldkirch geschlossen wurde.

Und so fand am 14. Dezember 1968 in Anwesenheit des Nuntius Erzbischof Opilio Rossi die formelle kanonische Errichtung statt. Im Festgottesdienst am darauf folgenden Tag wurde die formelle Translation und Amtseinführung des elften Vorarlberger Generalvikars, Weihbischof Bruno Wechner, zum ersten Bischof von Feldkirch vorgenommen.  S.G.

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Bild: Ein wichtiger Schritt zu einer eigenen Diözese ist getan: Der erste Feldkircher Weihbischof, Bernhard Galura, wird auf dem Feldkircher Kirchplatz empfangen.
Ein wichtiger Schritt zu einer eigenen Diözese ist getan: Der erste Feldkircher Weihbischof, Bernhard Galura, wird auf dem Feldkircher Kirchplatz empfangen.
Bild: Ein Beleg für die Aufsplitterung Vorarlbergs in verschiedene Diözesen ist diese Schützenscheibe aus Feldkirch, die der Visitation des Churer Bischofs Dionys von Rost gewidmet ist. Die besuchten Orte sind alle abgebildet – links Götzis, Rankweil und Altenstadt, in der Mitte die Kirche in Feldkirch und Göfis, Schnifis, Satteins, Frastanz, Nenzing und Bludenz.
Ein Beleg für die Aufsplitterung Vorarlbergs in verschiedene Diözesen ist diese Schützenscheibe aus Feldkirch, die der Visitation des Churer Bischofs Dionys von Rost gewidmet ist. Die besuchten Orte sind alle abgebildet – links Götzis, Rankweil und Altenstadt, in der Mitte die Kirche in Feldkirch und Göfis, Schnifis, Satteins, Frastanz, Nenzing und Bludenz.
Bild: Am 14. Dezember 1968 wird die Errichtung der Diözese im Feldkircher Dom proklamiert.
Am 14. Dezember 1968 wird die Errichtung der Diözese im Feldkircher Dom proklamiert.